Über das Buch
Der 1834 in Potsdam geborene Ernst Haeckel lehrt uns hingegen die verborgene Schönheit einer Scheibenqualle zu entdecken. Eine dieser filigranen Meeresgebilde entzückte den Biologen so sehr, daß er sich entschloß, ihr den Namen seiner ersten Frau Anna Sethe zu geben. Das repräsentative Wohn- und Arbeitshaus in Jena taufte Ernst Haeckel auf den klingenden Namen Villa Medusa. (...)
Haeckels Zeitalter war besessen vom Materiellen, wollte sammeln, vermessen, katalogisieren, klassifizieren und glaubte so, die Welträtsel alsbald zu entschlüsseln. Schon ein kurzer Blick in Haeckels Arbeitszimmer offenbart jenen selbstbewußten, zuversichtlichen Zeitgeist in Gestalt von Globus, Thermometer und Mikroskop; dazu ein behagliches Häkelkissen und das verehrte Vorbild an der Wand: Charles Darwin. (...)
Gen- und Nanotechnologien haben sich der »lästigen Aufgabe der Sichtbarmachung« längst entzogen, wie der Schriftsteller Durs Grünbein behauptet. Mutter Natur, zerlegt in ihre Einzelteile, hat für den populärwissenschaftlichen Laien die Gestalt eines Puzzles angenommen, bei dem kein Stück mehr an das andere paßt.
Hendrik Röder